Jeweller Hohensteiner Exclusive Retail
  • 1832 Comptoir

    Alles begann mit einem kleinen "comptoir d` établissage" im schweizerischen Saint-Imier. Aus dem Comptoir wurde eine fortschrittliche Fabrik, aus Fabrik eine erfolgreiche Uhrenmarke von globaler Bedeutung.

    Im Jahre 1832, als die Geschichte von Longines beginnt, sieht die Uhrenfertigung in der Schweiz ganz anders aus als heute. Es gibt keine Fabriken, die die Handwerker morgens betreten und abends wieder verlassen, sondern es gibt die Uhrenfertigung in Heimarbeit im Auftrag so genannter Comptoirs. Ein Comptoir ist ein Kleinbetrieb, der die Herstellung von Uhren organisiert und finanziert und mit den fertigen Uhren Handel betreibt. Das Comptoir kauft die Bestandteile der Uhren bei Zulieferbetrieben ein. Sodann lässt es die Bestandteile durch Boten in die Häuser einer Vielzahl unabhängiger Heimarbeiter bringen, die in der Regel auf einen Arbeitsbereich der Uhrenfertigung spezialisiert sind.

    Wenn das Comptoir die fertig montierte Uhr in Empfang genommen und die Handwerker entlohnt hat, kümmert es sich um den Vertrieb. Dabei kann es sich durchaus einen eigenen Ruf aufbauen: die Uhren sind mit dem Namen des Comptoirs gezeichnet, die ihm besten Falle für höchste Zuverlässigkeit stehen.

    Die Signaturen der Comptoirs sind ein früherer Vorläufer des Markennamens und -logos.

  • Auguste Agassiz

    Auguste Agassiz wird im Jahre 1809 als Sohn eines Pfarrers in Saint-Imier im Schweizer Jura geboren. Über seine als Rose Mayor geborene Mutter ist er mit der Aristokratie des nahe gelegenen Neuchâtel verwandt. Er schlägt eine kaufmännische Laufbahn ein, arbeitet in der Bank Fornachon, die seinem Onkel gehört und kommt hier bereits mit dem Uhrenhandelten in Berührung.

    1832, im Alter von 23 Jahren, tritt Auguste Agassiz als Teilhaber in das Comptoir Raiguel Jeune & Cie. ein. Dieses Comptoir war gegen Ende des 18. Jahrhunderts in Saint-Imier von Mitgliedern der Familie Raiguel gegründet worden. Henri Raiguel, Sohn eines der Gründer, schließt sich 1832 mit seinem finanzstarken Schwager Florian Morell und den in der Bankenwelt gut vernetzten Kaufmann Auguste Agassiz zusammen und verleiht dem Familienbetrieb damit eine stabile wirtschaftliche Basis.

    In den folgenden Jahren schreibt Agassiz Uhrengeschichte. 1838 setzt sich Raiguel zur Ruhe, 1846 scheidet Morel aus dem Comptoir aus. Fortan ist Agassiz alleiniger Inhaber des Comptoirs. Die Geschäfte laufen bestens - vor allem wegen der Kontakte in die vereinigten Staaten von Amerika, die Agassiz im Jahr 1845 aufnimmt und für die er die Geschäftsverbindungen nach Übersee nutzen kann, die seine Familie mütterlicherseits pflegt.

  • Ernest Francillon

    Fortschrittlich ist Agassiz Entscheidung, ein eigenes Atelier für die Remontage der Uhren zu eröffnen, ein erster Schritt weg von der Heimarbeit. Bereits 1850 zwingen ihm gesundheitliche Gründe, sich aus dem operativen Geschäft des erfolgreichen Comptoirs zurückzuziehen und sich in Lausanne niederzulassen. Er bleibt jedoch bis zu seinem Tod im Jahr 1877 Teilhaber des Unternehmens und er kümmert sich um seine Nachfolge.

    Als Auguste Agassiz im Jahr 1852 seinen Neffen Ernest Francillon auffordert, ins Comptoir Agassiz einzutreten, nimmt ein neues Kapitel in der Schweizer Uhrengeschichte seinen Anfang. 1862 übernimmt Francillon den Uhrenbetrieb, von jetzt an nimmt der neue Firmenchef entscheidende Veränderungen in der Uhrenproduktion vor. Francillon baut die Uhrenfabrik, die sein Onkel begonnen hat. Er entscheidet sich, in dieses zentrale Atelier mehrere Produktionsschritte zu verlegen und führt dessen Ansätze weiter, die ihm die Richtung einer Industrialisierung der Uhrenproduktion weisen.

    Francillon Sorgt für die entsprechende Ausstattung der Fabrik und für die Einstellung von Handwerken. Dadurch will er eine bessere Qualitätskontrolle, eine Erhöhung der Produktionskapazitäten und ökonomischere Arbeitsabläufe erreichen.

  • Vom Comptoir zur Fabrik

    Was die Wirtschaftlichkeit angeht, gibt es jedoch einen Dorn im Auge, für die Uhrwerke steht nur eine sehr begrenzte Anzahl von Lieferanten und diese Lieferanten halten die Preise hoch. 1866 unternimmt Francillon den entscheidenden Schritt vom Comptoir zur Fabrik. Er erwirbt zwei benachbarte Grundstücke im Süden von Saint-Imier am Ufer der Suze, eines kleinen Flüsschens. Der Name dieser Grundstücke "les longines", zu deutsch "die länglichen Wiesen".

    1867 wird mit dem Bau der Fabrik begonnen, in der fortan eine zunehmend mechanisierte Uhrenherstellung stattfinden soll. 1867 ist auch das Jahr, in dem Francillon den ersten reinen vom Familiennamen unabhängigen Markennamen in die Uhrenindustrie einführt. Auf seine Uhren ist ab jetzt der Name "Longines" graviert, zusammen mit der geflügelten Sanduhr, dem ältesten noch gültigen Markenzeichen im Register der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO). Auch die Uhren, die in der Fabrik Longines entstehen, sind moderner als die aus dem Comptoir. Ernest Francillon verabschiedet sich vom Aufzug Schlüssel und fertig ab 1867 nur noch Uhren mit Kronenaufzug.

    Für seine Industrialisierungsbestreben findet Francillon in Jacques David den perfekten Partner. 1876 findet in Philadelphia die Weltausstellung statt. Jacques David leitet eine von der "Société intercantonale des industries du Jura" abgesandte Deligation dorthin." Was David in Philadelphia sieht, beeindruckt ihm sehr. Von diesem Hintergrund findet in den 1880er und 1890er Jahren bei Longines eine Modernisierung der Produktionsabläufe statt.

  • Die Quarztechnik

    Im Jahre 1900 stirbt Ernest Francillon, aber er hat seine Manufaktur herforragend auf die Anforderungen des neuen Jahrhundert vorbereitet. Jacques David, Baptiste Savoye und Louis Gagnebin bilden die neue Firmenleitung.

    1966 präsentiert die Manufaktur eine Sensation: eine Taschenuhr mit Quarzwerk, die umgehend den ersten Preis des Obsavatoriums von Neuchâtel gewinnt. Eine zweite, weitaus publikumswirksamere Sensation bringt Longines dann 1969 auf den Markt: eine Armbanduhr mit Quarzwerk. Die sogennte Ultra-Quarz entsteht zeitgleich mit den Quarzuhren der japanischen Firma SEIKO. Wird die Quarztechnik heute vielfach als eine japanische Erungenschaft gesehen, so liefert Longines den Beweis dafür, dass auch die schweizer in der Pionierzeit wegweisenden Leistung erbrachten. Allerdings dauert es Jahre, bis die Ultra-Quarz zu Serienreife gelangt und während dieser Zeit besetzt Seiko den Massenmarkt mit großen Stückzahlen von Quarzuhren.

    In der Schweizer Uhrenindustrie brodelt es. Unternehmen der Uhrenbranche schließen sich zu Gruppen zusammen, um den Anforderungen des globalen Marktes besser gerecht werden zu können. Longines wird 1965 zur Aktiengesellschaft. 1971 wird das Unternehmen teilte der ASUAG, der auch die Ébauches SA angehört, aus der später die ETA wird.

  • Neue Strukturierung und Nicolas G. Hayek

    Wenngleich Longines weiterhin zufrieden stellende Zahlen schreibt und sich wichtige asiatischen Märkten erschließt, gerät die Schweizer Uhrenindustrie unter Druck. Die beiden großen Gruppen der Branche, die ASUAG und die SSIH, sehen sich mit massiven finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert.

    Die Schweizer Banken, von denen die Gruppen abhängig sind, werden sich zu diesem Zeitpunkt an den Unternehmensberater Nicholas G. Hayek (1928 bis 2010). Dieser legt 1982 einen Bericht vor, in dem er zu einem Zusammenschluss der beiden Gruppen berät. 1983 wird der Vorschlag umgesetzt: die Société de Microélectronique et d'Horlogerie (SMH) entstehen.

    Nicholas G. Hayek initialisiert eine Reihe von Rationalisierungsmaßnahmen, um die Gruppe zu einer neuen Wettbewerbsfähigkeit zu führen. Unter anderem beschließt er, die Uhren der Produktion in der Folge ganz der ETA zu übertragen. Für Longines stellt die ETA bis heute die Uhrwerke her und entwickelt dabei immer wieder wichtige Innovationen exklusiv für Longines.

    Die Bestrebungen von Nicholas G. Hayek sind von Erfolg gekrönt. 1998 wird die SMH in Swatch Group umbenannt. Unter diesem Namen ist sie heute einer der wichtigsten Player in der Uhrenindustrie mit Longines als einer ihrer stärksten Marken.